Blinder Feind: Thriller (German Edition) by Deaver Jeffery

Blinder Feind: Thriller (German Edition) by Deaver Jeffery

Autor:Deaver, Jeffery [Deaver, Jeffery]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-01-18T23:00:00+00:00


Kapitel 15

Samstag, 15.15 Uhr

Eine Stunde und

fünfunddreißig Minuten früher

Schweigend und vorsichtig ging das Paar weiter die feuchte, von Bäumen gesäumte Straße in Midtown entlang. Vorsichtig aus Notwendigkeit: Sie wussten, dass die Polizei das Büro von Prescott beobachten würde.

Gabriela spähte zu den Autos, die die Straße entlangflitzten. Dunkle Autos, helle Autos, Taxis, Limousinen, Lieferfahrzeuge. Wie Fußgänger gehörten Fahrzeuge zur gewohnten Szenerie Manhattans. Aber sie bemerkte nichts Außergewöhnliches, niemand schenkte ihnen besondere Aufmerksamkeit.

Obwohl sie den zivilen Wagen der Polizei am Straßenrand sahen, blieben sie unter einem Ginkgo stehen, der von einem niedrigen schmiedeeisernen Zaun umgeben war, damit Hunde den Stamm nicht markierten. »Da ist es«, flüsterte sie und zeigte auf ein sechsstöckiges Bürogebäude etwa zwanzig Meter östlich von ihnen, auf derselben Straßenseite, auf der sie standen. Ein Schild neben der Eingangstür listete ein halbes Dutzend Mieter auf – Therapeuten, ein Chiropraktiker, ein Grafikdesignbüro.

Ganz oben: Prescott Investments, LLC.

»Wie geht es dir?«, fragte Daniel.

»Ich komme schon klar«, tat sie die Frage ab.

Gabriela erinnerte sich, dass der Professor sie in ihrer Teenagerzeit oft getröstet hatte, indem er dieselbe oder eine ähnliche Frage stellte: »Alles in Ordnung?«, »Geht’s dir gut?« Er hatte immer bei ihr gesessen und sie aufmerksam betrachtet. Sie konnte Tabak und Aftershave riechen. Zunächst antwortete sie dann immer, dass es ihr gut ginge, aber er lächelte nur und ließ nicht locker. Und irgendwann kam dann heraus, dass sie wegen eines Zwischenfalls in der Schule traurig war oder darüber, dass man sie auf dem Heimweg ausgelacht hatte (schon mit dreizehn war sie groß und dürr wie eine Bohnenstange gewesen), oder einfach nur, weil es ein kalter und bedeckter Tag war.

Gabriela hatte ihr ganzes Leben lang Probleme mit ihrer Gemütsverfassung gehabt.

Meist gelang es dem Professor, die Traurigkeit wegzuzaubern, zumindest für den Augenblick.

Sie schob die Erinnerung beiseite. Mühsam.

»Dort ist sie«, sagte Gabriela und nickte in Richtung ihrer attraktiven spanischstämmigen Kollegin Elena Rodriguez auf der anderen Straßenseite. Die Frau ging mit grimmiger Miene und gesenktem Kopf aus der entgegengesetzten Richtung auf das Gebäude zu.

Elena Rodriguez blickte auf, sah die beiden und begann die Straße zu überqueren. Ihr Blick ging zu dem zivilen Polizeifahrzeug vor dem Bürogebäude, das nur mit einem einzelnen Beamten besetzt war. Sie zögerte mitten auf der Straße, als versuchte sie, ungesehen zu bleiben, und trat einen Schritt zurück. Als ein Lieferwagen vorbeigefahren war, eilte sie hinter ihm über die Fahrbahn – und lief direkt in ein Taxi aus der Gegenrichtung. Es gab einen grässlichen Schrei, kreischende Bremsen, die wie der Schrei eines Raubvogels klangen, und dann einen dumpfen Aufschlag. Daniel und Gabriela war die Sicht versperrt, aber im nächsten Moment sahen sie Elena sich überschlagend auf dem Gehsteig landen.

»Großer Gott«, flüsterte Daniel.

Sofort sprang der Polizist in dem parkenden Auto heraus und eilte ihr zu Hilfe. Er sah sich einmal um, dann bückte er sich zu der Frau hinunter und griff zu seinem Funkgerät. Der Taxifahrer kam angerannt und gestikulierte hektisch mit den Händen.

»Himmel«, murmelte Daniel. »Denkst du, sie ist okay?«

Gabriela war klar, dass es schlecht aussah, aber sie flüsterte: »Darüber können wir uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen.



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